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Wenn das Leben den Plan ändert – Wie wir in Krisen handlungsfähig bleiben

Es gibt Zeiten im Leben, da scheint nichts mehr zu passen. Ein vertrauter Lebensentwurf bricht plötzlich weg – sei es durch eine Krankheit, eine Trennung, den Verlust eines geliebten Menschen, berufliche Umbrüche oder einen inneren Wandel, der sich nicht mehr ignorieren lässt. Solche Lebensphasen fordern uns heraus. Sie verunsichern, werfen Fragen auf und lassen uns manchmal mit einem Gefühl von Ohnmacht oder Orientierungslosigkeit zurück.

Was ist eine Krise?

In der psychologischen Fachsprache spricht man von einer Krise, wenn ein Mensch mit einer Situation konfrontiert ist, die seine bisherigen Bewältigungsstrategien überfordert. Der bekannte Psychiater Johan Cullberg beschreibt Krisen als „normalen Bestandteil des menschlichen Lebens, bei dem ein Mensch durch äußere Umstände oder innere Prozesse aus dem Gleichgewicht gerät“ (Cullberg, 1997). Die psychische Spannung steigt, das gewohnte Denken und Handeln funktioniert nicht mehr wie gewohnt – und gleichzeitig besteht das Potenzial, sich weiterzuentwickeln.

Warum Krisen so herausfordernd sind

Krisen gehen häufig mit einem Kontrollverlust einher. Pläne, Sicherheiten oder vertraute Rollen lösen sich auf, ohne dass sofort etwas Neues an ihre Stelle tritt. Besonders belastend sind Situationen, in denen die eigene Selbstwirksamkeit – also das Gefühl, aktiv etwas beeinflussen zu können – ins Wanken gerät.

Typische emotionale Reaktionen in solchen Phasen sind:

  • innere Unruhe oder Schlafstörungen

  • Traurigkeit, Gereiztheit oder Leere

  • Rückzug aus sozialen Kontakten

  • das Gefühl, „nicht mehr ich selbst zu sein“

Diese Reaktionen sind nicht krankhaft, sondern nachvollziehbare Antworten auf Überforderung. Dennoch ist es wichtig, sie ernst zu nehmen – denn ohne Unterstützung kann sich eine akute Krise auch chronifizieren.

Wie bleibt man in der Krise handlungsfähig?

Die zentrale Herausforderung in Krisenzeiten besteht darin, nicht im Erleben der Ohnmacht stecken zu bleiben, sondern Wege zu finden, um Schritt für Schritt wieder handlungsfähig zu werden. Hierbei kann therapeutische Begleitung helfen – nicht als Ratgeberin mit fertigen Lösungen, sondern als unterstützende Instanz, die dabei hilft, Orientierung zu finden.

Fünf therapeutisch bewährte Wege, um aus der Krise herauszufinden:

  1. Den Ist-Zustand anerkennen
    Viele Menschen versuchen, unangenehme Gefühle „wegzudrücken“. Doch Veränderung beginnt meist dort, wo das, was ist, ehrlich betrachtet und akzeptiert wird.

  2. Innere Ressourcen (wieder) entdecken
    In der Krise rücken oft nur die Defizite in den Vordergrund. Eine therapeutische Begleitung kann helfen, den Blick auf vorhandene Stärken zu lenken – auch auf solche, die vielleicht vergessen wurden.

  3. Stabilität im Alltag aufbauen
    Struktur, Rituale, ein regelmäßiger Tagesablauf – das klingt banal, wirkt aber stabilisierend und beruhigend auf ein überreiztes Nervensystem.

  4. Den Gefühlen Raum geben – in geschütztem Rahmen
    Gefühle wie Trauer, Wut oder Angst wollen nicht analysiert, sondern erlebt und verstanden werden. Der geschützte Raum der Therapie bietet dafür einen sicheren Rahmen.

  5. Neue Perspektiven entwickeln
    Krise bedeutet nicht nur Verlust, sondern auch die Möglichkeit zur Neuorientierung. In der therapeutischen Arbeit entstehen oft ganz neue Sichtweisen auf das eigene Leben – und mit ihnen neue Möglichkeiten.

Wenn Reden allein nicht reicht – kreative Wege in der Therapie

Nicht jeder Mensch findet über das Sprechen einen Zugang zu sich selbst. Manche erleben es als entlastend, Gedanken und Gefühle über kreative Methoden auszudrücken – zum Beispiel durch Schreiben, Arbeit mit Symbolen, imaginative Techniken oder szenisches Arbeiten. Solche Methoden helfen, Abstand zum Geschehen zu gewinnen und gleichzeitig innerlich in Bewegung zu kommen.

In meiner Praxis setze ich – je nach Anliegen – auch erlebnisorientierte Ansätze wie das Psychodrama oder das Monodrama ein. Dabei können innere Konflikte, Rollen oder vergangene Situationen szenisch erfahrbar gemacht werden. Solche kreativen Prozesse ermöglichen oft einen tieferen Zugang zu Emotionen und stärken das Gefühl von Selbstwirksamkeit.

Fazit: Wege entstehen beim Gehen

Krisen gehören zum Leben – auch wenn sie sich oft anfühlen wie ein Bruch. In der therapeutischen Begleitung kann aus dem Gefühl des Kontrollverlusts wieder ein Gefühl der Gestaltungskraft werden. Nicht alles ist sofort lösbar. Aber es gibt immer etwas, das möglich ist – einen nächsten Schritt, einen kleinen Handlungsspielraum, einen Moment des Innehaltens.

Wenn das Leben den Plan ändert, bedeutet das nicht, dass es keine Richtung mehr gibt. Es bedeutet oft nur, dass eine neue Form von Orientierung entstehen darf – langsam, achtsam und in deinem eigenen Tempo.

Wenn Sie sich in einer belastenden Lebensphase befinden…

… dann lade ich Sie ein, sich begleiten zu lassen. In meiner Praxis in Wien biete ich einen geschützten Raum, in dem Ihre Anliegen, Zweifel und Gefühle Platz haben. Gemeinsam finden wir Wege, wie Sie wieder mehr Klarheit, Stabilität und Handlungsspielraum gewinnen können.